Saints Row im Test: Open-World-Action ohne Anspruch (2024)

Actionspiel für PlayStation, Xbox und PC

Saints Row im Test: Open-World-Action ohne Anspruch (1)

"Saints Row" erschien am 23. August 2022 für PC, PlayStation 4/5, Xbox One und Xbox Series X/S.

Foto: Plaion

Uhr

Olaf Bleich

Benedikt Plass-Fleßenkämper

Gelungener Neustart für die verrückte "Saints Row"-Serie oder bemühte Open-World-Action für Möchtegern-Ganoven? COMPUTER BILD testet das Gangster-Reboot "Saints Row" auf PlayStation 5 – und erklärt, wieso es für die Genre-Spitze nicht reicht.

Testfazit

Testnote

2,7

befriedigend

Bunt, laut und ganz schön bekloppt: "Saints Row" erfindet das Genre der Open-World-Actionspiele nicht neu, ist aber über weite Strecken immerhin ein unkomplizierter Spaß. Denn auch wenn das Gegnerverhalten zu wünschen übrig lässt, so bietet das Ganoven-Abenteuer vielfältige Möglichkeiten, sich virtuell auszutoben. Verrückte Waffen, Fahrzeuge und Fähigkeiten sind die Würze im "Saints Row"-Alltag. Das größte Problem des Spiels: Es fühlt sich nichts wirklich neu oder gar modern daran an. Technisch rangiert der Titel im Mittelfeld, spielerisch hapert es in vielen Bereichen und der Humor ist längst nicht so gnadenlos wie in früheren "Saints Row"-Teilen oder in "GTA 5". Die großen Aha-Momente bleiben daher aus. Stattdessen plätschert das Actionspiel zu oft vor sich hin.

Pro

  • Launig-knallige Action
  • Hübsche Spielwelt
  • Charakterfähigkeiten werten die Kämpfe auf
  • Unterhaltsame Verfolgungsjagden
  • Teils witzige Missionen
  • Vielfältige Editoren und Anpassungsmöglichkeiten

Kontra

  • Programmfehler
  • Gegnerverhalten auf Dauer zu eindimensional
  • Steife Animationen
  • Künstliche Spielwelt

"Saints Row" ist der Neustart der berühmt-berüchtigten Open-World-Actionserie. Wieso berühmt-berüchtigt? Weil "Saints Row" zu den politisch unkorrektesten Reihen der Videospielgeschichte gehört. Da haute man als Spieler schon mal gerne mit dem Pimmel-Baseball-Schläger(!) zu oder stieß Satan vom Thron.

Das vom US-Studio Volition entwickelte Reboot war erstmals auf der Gamescom 2021 zu sehen. Jedoch hatte das Spiel keinen leichten Stand: Die treue Fan-Gemeinde befürchtete eine Verwässerung der bisherigen Formel, und auch in der Presse kam das Spiel nicht besonders gut weg. Die Folge: mehrmalige Verschiebungen, weil die Entwickler weiter an der Qualität des Titels arbeiten wollten. Am 23. August 2022 erschien das bunte Actionspiel nun endlich für PC, PlayStation 4/5, Xbox One und Xbox Series X/S. Im Test zeigt sich: Ein Totalschaden ist "Saints Row" nach der holprigen Entwicklung nicht – ein neuer Gangster-Pate sieht aber auch anders aus.

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Geschichte zum Vergessen

Die Geschichte hinter "Saints Row" ist schnell erzählt. Die Großstadt Santo Ileso wird von Gruppierungen regiert: den Los Panteros, den Idols und Marshall Defense Industries. Die WG-Freunde Kevin, Neenah, Eli und der "Boss" genannte Spielcharakter brauchen Geld. Als Boss seinen Job bei Marshall Defense Industries verliert, beschließen die vier, dass sie eine eigene Gang an den Start bringen sollten.

Der Einstieg ins Spiel ist holprig und die Tatsache, dass die Freunde allesamt aus unterschiedlichen Gangs stammen, kehren die Macher schnell unter den Teppich. Kein Wunder, spielen doch die Story und auch ihre sehr stereotypen Charaktere in "Saints Row" nur die zweite Geige.

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Das Imperium schlägt zurück

Nachdem sich die Saints formiert haben, geht das Spiel erst so richtig los. Schließlich soll das Geschäft mit dem illegalen Verbrechen den Kleinkriminellen ordentlich Geld einbringen. Zu diesem Zweck finden Sie im oberen Stockwerk einer zum Hauptquartier umfunktionierten Kirche den Planungstisch. Hier bauen Sie Einrichtungen wie Taco-Buden oder Fake-Krankenhäuser, um mit kriminellen Machenschaften nebenbei Geld zu verdienen. Das Einkommen erhöhen Sie, indem Sie die umliegenden Gangs in Nebenmissionen vertreiben.

Das Schöne an diesem System: Mit jeder neuen Einrichtung schalten Sie auch neue Minispiele frei und dürfen sich so abseits der Geschichte in über 20 Nebenaktivitäten austoben. Sie jagen etwa Gesuchte, durchwühlen Container nach Schätzen, sammeln Drogenpakete auf oder fotografieren Sehenswürdigkeiten, um Schnellreisestationen freizuschalten und Ihr Hauptquartier damit zu verschönern – nicht realistisch, aber durchaus spaßig. Oder Sie statten den verschiedenen Klamottenläden der Stadt einen Besuch ab, um Ihren virtuellen Kleiderschrank aufzustocken. Ohnehin locken vielfältige Anpassungsmöglichkeiten: Sie bestimmen, in welchem Look Ihre Gang durch die Straßen ziehen soll und stellen sich "Ihren" Boss selbst zusammen.

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Zu viel Standard-Action

Im Vergleich zu früheren "Saints Row"-Teilen präsentiert Volition den aktuellen Ableger handzahm: Unter die Gürtellinie schießt das Actionspiel nur selten, stattdessen erwartet Sie jede Menge Slapstick- und Comic-Humor. Die knalligen Kämpfe und die flotten Verfolgungsjagden halten das Spiel zusammen, sind aber nicht fehlerfrei. So gibt es weiterhin kein Deckungssystem und das Gegnerverhalten erweist sich auf Dauer als zu eindimensional.

Die freischaltbaren Fertigkeiten werten das Baller-Einerlei dagegen auf: Auf Tastendruck stecken Sie einem Gegner etwa eine Handgranate in die Hose und schleudern ihn auf seine Kollegen. Verfolgungsjagden sind dank Ramm-Technik und anderer Funktionen zwar nicht revolutionär, passen aber gut ins Szenario. Übertriebene Effekte und jede Menge Explosionen besitzen zweifellos einen soliden Unterhaltungswert, täuschen aber langfristig nicht darüber hinweg, dass "Saints Row" die spielerische Substanz fehlt.

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Hübsche, aber leere Kulisse

Gerade die Spielwelt Santo Ileso bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück. Zwar bietet die südamerikanische Metropole dank verschiedener Bezirke viel Abwechslung, jedoch erscheint sie alles andere als lebendig und dynamisch. "Saints Row" wirkt im Design seiner Spielwelt und auch in der Präsentation seiner Geschichte veraltet. Auf den Straßen mangelt es an Leben, und auch die Verbindungen zwischen den Aufgaben hätten die Entwickler besser erzählen können. Mit Open-World-Schwergewichten wie "

The Witcher 3

" oder "

GTA 5

" kann die Welt von "Saints Row" nicht mithalten.

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Die Hauptgeschichte ist mit 20 bis 25 Stunden Spielzeit zudem vergleichsweise schnell erledigt. Schräge Missionen wie etwa der Einsatz in einem Live-Action-Rollenspiel bleiben positiv im Gedächtnis. Danach warten die Nebenaktivitäten, die sich leider zu schnell abnutzen. Dadurch geht "Saints Row" in den letzten Stunden spürbar die Luft aus.

Release: "Saints Row" erscheint am 23. August 2022 für PC, PlayStation 4/5, Xbox One und Xbox Series X/S. Das Spiel hat eine Altersfreigabe ab 18 Jahren und kostet rund 70 Euro.

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Author: Tish Haag

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